Hier zeigt das Wasser alle Stimmungen. Hier wird jede Jahreszeit zum Fest – und: Hier liegt Winnetous Silbersee: Der Nationalpark Plitvicer Seen ist ein Muss für Kroatien-Reisende.


Plitvicer Seen


Die Entstehung der Seen

Vor Jahrmillionen warf die Erde hier spektakuläre Falten – der riesige Gebirgszug Dinarisches Gebirge entstand. Und in einer seiner Falten sammelte sich Wasser an - die Seen von Plitvice. Es gibt Menschen, die den Namen Plitvice vom gleichnamigen Fluss ableiten, der am Ende der Seen beginnt – aber die Seen waren schon da vor dem Fluss. Sie waren auch da vor dem anderen Fluss, der von Plitvice aus in den Norden läuft: dem Fluss Korana. Nein, Plitvice (erstmals mit diesem Namen von einem kroatischen Pfarrer im Jahre 1777 schriftlich festgehalten) heißt so, weil es so ist: plitko – auf deutsch: seicht. Plicina (gespr.: plitschina) – seichtes Becken.
Über unendlich lange Zeit sammelte sich in dem breiten Tal zwischen den Bergen das Wasser. In dessen Untergrund formte die letzte Eiszeit der Erde vor 6- bis 7000 Jahren hier aus Kalziumkarbonat riesige Kristalle, die sich als Kalksteingebilde absetzten. Der Stein hob das Wasser mal hoch, mal etwas höher – so wurde aus Urpfützen eine Seenlandschaft, in dessen milder Stille immer zwischendrin der Wasserdonner grollt, da, wo das Gestein Sprungbretter schuf, Klippen, Abhänge. In den Seen selbst? Seichte Ruhe. So kam Plitvice zu seinem Namen.
 
 

Wasser von S bis XXL

Wäre Plitvice ein Schmuckstück, es wäre eine Perlenkette – mit, zugegeben, zwei seeehr großen Perlen: Die 16 Seen folgen einander, verbunden durch Wasserfälle.

Plitvice in XXL – die größten Seen

Satte 217 Quadratkilometer gehören in Plitvice allein dem Wasser – und wiederum 80 Prozent davon gehören den zwei größten Seen: den Proscansko jezero (gespr.: proschtschansko jäsero, übersetzt etwa: Gestrüpp-See) und den Kozjak (gespr.: kosjak). Die größten Seen sind auch die tiefsten: der Proscansko geht 37 Meter in die Tiefe, der Kozjak 47. Der Kozjak ist eine Art großer Vermittler zwischen oben und unten: Auf seiner einen Seite geht es zu den sogenannten oberen Seen (lange Route), auf der anderen zu den unteren (kurze Route zwischen Canyons). Und auf dem Kozjak selbst geht es mit umweltfreundlichen Elektrobooten übers Wasser – der Blick aber bleibt oben, am Ufer, in der Kulisse der Natur, die einem den Atem raubt.

Tipp Proscansko 1: Laufen Sie über diesen 68 Hektar großen blauen Spiegel! Ein lange Holzsteg führt mitten über die Seeoberfläche – aber Achtung: feste Schuhe anziehen, das Wasser hüpft einem gerne entgegen und macht die Holzlatten rutschig

Tipp Proscansko 2: Zeit für mehr als den üblichen Weg? Wer den Gestrüpp-See richtig kennenlernen will, der geht ins Gestrüpp – in versteckten Wegen lässt sich der Proscansko außerhalb der üblichen kurzen Wanderweg-Punkte komplett umrunden. Aber Achtung: Dafür sollte man fünf Stunden einplanen – und einen gut mit Essen und Trinken bestückten Rucksack, den am Ufer des Sees gibt es weder Bistros noch Restaurants

Tipp Kozjak: Die Elektroboote auf dem Kozjak fassen 100 Menschen, eine Tour über den 2,3 Kilometer langen See dauert 15 Minuten – und dank des Elektroantriebs sind es stille, sehr schöne Minuten!

Plitvice XXL – die größten Wasserfälle

Der Veliki slap (gespr.: wällicki slap) heißt auf deutsch „größter Wasserfall – und das ist er auch! Von einem 78 Meter hohen Felsen fällt das Wasser in die Tiefe – damit ist der Veliki Slap der längste Wasserfall Kroatiens. Sein kleiner Bruder heißt Galovacki bug (gespr.: galowatschki buk) und erwartet einen am Kozjaksee, wo er aus 25 Metern Tiefe hineinfällt in die blaue Stille.

TIPP: Wer seinen Plitvice-Besuch mit einem gehörigen Knall beginnen will, der wählt den Nordeingang (Parkplatz Rastovaca/Plitvica selo) – von dort aus läuft man direkt auf den Veliki slap zu

Plitvice in S – die oberen Seen

Ciginovac jezero (gespr.: ziginovatz jäsero) – 7,5 Hektar groß. Der Legende nach soll einst ein Zigeuner (kroatisch: cigan oder cigo) in diesem zweithöchsten See ertrunken sein. Der zweithöchste See des Parks ist immerhin elf Meter tief. Achtung: Ein Holzsteg führt von einer Wiese zum See – und den darf man, der Flora und Faune drumherum zuliebe, nicht verlassen!

Okrugljak 4,1 Hektar groß. „Okrugao“ heißt auf kroatisch rund; und kreisrund ist entsprechend dieser dritthöchste See. Er folgt dem Zigeunersee und bietet mit dem Lopudovac einen 20 Meter langen Wasserfall, an dessen Seiten etliche kleine Fälle hinunterspringen – der Okrugljak ist ein einziges großes Rauschen

Batinovac jezero (gespr.: Batinowatz jäsero) 1,5 Hektar groß. Das Rauschen wird zur klangvollen Ewigkeit: Von diesem See aus geht es zu etlichen anderen, kleinen Seen, die alle von unzähligen Wasserfällen gespeist sind – in welche Richtung auch immer man lauscht: Es plätschert

Veliko jezero – 1,5 Hektar groß. Äh, nein, veliko (kroatisch für „groß“) ist der See nicht! Eher einer der kleinsten in Plitvice – dafür aber liegt er fast genau im Zentrum des Parks, was ihm vermutlich den stolzen Namen einbrachte. Einer der fischreichsten Seen von Plitvice – und mit dem hohen Schilf drumherum fast uneuropäisch wild

Malo jezero – 2,0 Hektar groß. Äh, wieder nein: Malo (kroatisch für „klein“) ist der See zwar, aber 0,5 Hektar größer als der Veliko. Verstehe das, wer will … der Malo jedenfalls stürzt sich selbst in den nächsten See – sehr hübsch

Vir jezero (gespr.: Wier jäsero) – 0,6 Hektar groß. „vir“ heißt Strudel auf kroatisch; am Vir kommt einem die Natur ganz nahe: Hier führt der Wanderweg mal am See entlang, wo die aus Kalkstein und Wasserablagerungen entstehenden Rauwacken über die Zeit immer neue Wasserstrudel entstehen lassen, und mal durch den dichten duftenden Wald

Galovac (gespr.: galowatz) – 12,5 Hektar groß. Der Lieblingssee der Entenfamilien! Und: Ein See mit zwei Seiten. Im Norden dominieren imposante Felsen die Kulisse, im Süden dichte, samtige Waldhügel. Einen Wasserfall gibt‘s auch: den Prstavci, 20 Meter hoch

Milino jezero – 1,0 Hektar groß. Wieder eine hübsche Legende, die mit folgender Frage beginnt: Kann man in einem ein Meter tiefen See ertrinken? Nun ja, man vielleicht nicht, Mile Miric schon: Der soll es Erzählungen zufolge geschafft haben (vielleicht wegen zuviel Sljivovica (gespr.: sliewowitza), dem kroatischen Schnaps?). Drum wurde nach ihm der See benannt: auf deutsch „Miles See“. Ganz und gar ungefährlich ist der See nicht: Auf den Wanderwegen machen sich teils kolossale Baumwurzeln breit – echte Stolperfallen

Gradinsko jezero – 8,1 Hektar groß. Ein riesiges Oval – und der Ort der Stille: Nirgendwo ist es im Park so ruhig wie hier

Burget jezero – 0,1 Hektar groß. Ein See aus vielen kleinen Seen, und zugleich der Kreuzpunkt der südlichen und nördlichen Wanderroute

Plitvice in S – die unteren Seen

Milanovac jezero (gespr.: milanowatz jäsero) – 3,2 Hektar groß. Hier sind zwei Zwillingswasserfälle zu bestaunen, benannt nach der kroatischen Operndiva Milka Trnina (1863-1941), die den Ausbau des Plitvice-Parks großzügig mit Spenden unterstützte. Hier wächst die Spannung durchs Geräusch – je weiter man geht, umso lauter brüllt einem der größte aller Wasserfälle entgegen.

Gavanovac (gespr.: gawanovatz) – 1,0 Hektar groß. Jetzt sind wir im Winnetouland angekommen! An diesem eher kleinen See liegt die Höhle Supljara (gespr.: schupljara), und eben dort drin lag er, der filmreife „Schatz am Silbersee“ im Karl-May-Film mit Pierre Brice (Winnetou) und Lex Barker (Old Shatterhand). Die Höhle (kroatisch: pecina, gespr.: pätschina) kann man besichtigen.

Kaludjerovac (gespr.: kaljuderowatz) – 2,1 Hektar groß. Hier streitet der Berg mit dem Wasser um die Aufmerksamkeit der Besucher und lädt gleich in zwei Höhlen in sein Innerstes ein.

Novakovica brod (gespr.: nowakowitza brot) – 0,4 Hektar groß. Der unterste der Seen von Plitvice bezaubert vor allem im Frühling und Winter, wenn genug Wasser von den Felsenklippen hinunter fällt. Aus 25 Metern Höhe geht‘s hinab – so nah an den Besuchern, dass jeder seine Portion Regen bekommt.

TIPP: Im Winter ist der Novakovica brod der schönste aller Seen, weil er inklusive Wasserfälle fast komplett vereist … ein unglaublicher Zauber erfüllt dann diesen Ort!

Das grüne Leben von Plitvice

Hier wachsen Pflanzen, die es sonst nirgendwo gibt – und etliche, die selten sind und hochgeschützt:
* Es gibt Jahrhunderte alte Buchen, Fichten, Tannen, wilde Wacholderwälder und etliche Wasserpflanzen
* Es gibt fast 1300 Pflanzenarten aus 109 Gattungen
* 55 verschiedene Orchideenarten – und mit dem Gelben Frauenschuh eine der schönsten Orchideenarten Europas
* 75 Pflanzenarten sind endemisch – das heißt: Es gibt sie nur im Plitvice-Park und nirgendwo sonst; zum Beispiel die Schmalblättrige Krugglocke und der Amethyst-Blaustern

Das wilde Leben von Plitvice

Im Wasser, im Wald, in den Bergen – überall fühlen sich in Plitvice Tiere wohl. Große ebenso wie kleine:
* Es gibt Bären! In Plitvice lebt eine der größten Braunbärenpopulationen Europas
* Es gibt Luchse und Wölfe, Rehe und Hirsche, Wildkatzen und Otter
* In den Seen gibt es unzählige Bachforellen, Seeforellen, Regenbogenforellen, Saiblinge – und Flusskrebse
* Hier leben Sumpfschildkröte, Smaragdeidechse, Würfelnatter, Kreuzotter und Europäische Hornotter
* Es gibt 157 Vogelarten – darunter die seltene Wasseramsel: ein kugelrunder, etwa starengroßer Vogel, der sich von Wasserinsekten ernährt. Die Wasseramsel ist ein hervorragender Blitztaucher
* Es gibt 332 Schmetterlingsarten – und das sind nur die bereits erfassten!
* Es gibt 12 Amphibien, darunter der seltene Grottenolm, der sich in den Karsthöhlen des Parks zu Hause fühlt

CROMEDIA-TIPP

Klar, der Sommerurlaub ist der König unter den Urlaubern – aber wenn irgend möglich, wählen Sie für Plitvice eine andere Jahreszeit …
... weil erstens im Sommer Touristenmassen den Park überrennen – da wird‘s auf den Holzstegen und schmalen Wegen eng und der Zauber verflüchtigt sich im angestrengten Schubsen und Geschubstwerden.
… weil zweitens der Zauber der Natur vor allem in den sogenannten Zwischenjahreszeiten zu erleben ist – im Frühling, wenn das grüne Leben zu sprießen beginnt und im Herbst, wenn die Natur ihr Farbenkleid überwirft.
… weil drittens der Winter ein Schneeköniginnenfest feiert in diesem Park: Die gefrorenen Wasserfälle sind von unvergesslicher Schönheit.

CROMEDIA-TIPP 2

Die ganze Welt besucht Plitvice. Und erlebt nicht nur im Park ihre ganz individuelle Geschichte, sondern bringt auch Geschichten mit. Wer die Menschen von Plitvice und die Geheimnisse dieses gigantischen Naturwunders besser kennenlernen will – und sich nicht vor der englischen Sprache scheut – der sollte unbedingt einen Blick in THE PLITVICE TIMES werfen: eine unglaublich spannend und liebevoll gemachte Onlinezeitung, in der ständig aktuelle Reportagen, Videos und faszinierende Fotos erscheinen:
http://www.plitvicetimes.com

Plitvice-Service

Eintrittspreise
1. Januar bis 31. März & 1. November bis 31. Dezember
Erwachsene: 55 Kuna (7,44 Euro)
Kinder (7-18 Jahre): 35 Kuna (4,73 Euro)
Kinder unter 7 Jahren: Eintritt frei

1. April bis 30. Juni & 1. September bis 31. Oktober
Erwachsene: 150 Kuna (20,29 Euro)
Kinder (7-18 Jahre): 80 Kuna (10,82 Euro)
Kinder unter 7 Jahren: Eintritt frei

1. Juli bis 31. August
Erwachsene: 250 Kuna (33,82 Euro bis 16h) / 150 Kuna (20,29 Euro ab 16h)
Kinder (7-18 Jahre): 110 Kuna (14,88 Euro bis 16h) / 50 Kuna (6,76 Euro ab 16h)
Kinder unter 7 Jahren: Eintritt frei

Weitere Infos zu Sonderpreisen

Eingänge in den Park
Nördlicher Eingang (Parkplatz Rastovaca, bei Plitvice Selo)
Südlicher Eingang (Parkplatz Hladovina, bei Plitvicka jezera)

Öffnungszeiten
Winter 9-16h
Frühling/Herbst 8-18h
Sommer 7-20h
 
 

Plitvice-Fakten

* Plitvice liegt 130 Kilometer von Kroatiens Hauptstadt entfernt
* 55 Kilometer Luftlinie bis zur Adria
* 16 Seen, die durch Wasserfälle miteinander verbunden sind
* 1777 erstmals erwähnt, seit 1949 Nationalpark – und damit der älteste Nationalpark Südosteuropas
* Populär geworden durch die Karl-May-Verfilmungen der Winnetou-Abenteuer in den 1960er Jahren
* Mit über 296 Quadratkilometern größter Nationalpark von Kroatien
* 1979 als eines der ersten Naturdenkmäler überhaupt in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen
* Laut Parkverwaltung besuchen 1 Million Menschen aus aller Welt jedes Jahr den Park