Sie waren gefürchtet – und zwar zu Recht! Und: von allen! Die Omišer Piraten beherrschten die kroatische Adria und machten sogar dem Papst Angst. Und ein Adeliger war ihr Anführer …


Omiš unter Piraten


Ein Fürst als Boss der Gauner

Adel verpflichtet – im Falle von Omis verpflichtet er zu einer sehr ungewöhnlichen Idee, den Reichtum der Stadt (und damit auch den Reichtum des Adels) zu mehren: Die Fürsten des Omiser Adelsgeschlechtes Kacici wurden im Mittelalter zu den Bossen der Gauner. Piraten waren es, die die kleine dalmatinische Stadt im 12. und 13. Jahrhundert weltberühmt machten!

Die perfekte Lage

Auf der Adria, direkt an Omis vorbei, verliefen zu der Zeit wichtige Handelsrouten – vor allem die Venezianer waren hier mit ihren reich gefüllten Schiffen unterwegs. Zugleich bot der Fluss Cetina, der aus den Bergen direkt in Omis ins Meer fließt, einen perfekten Ort für ein Piratenversteck – und einen perfekten Ort, von dem aus man den Gegner mit einem Angriff überraschen konnte!

Kluge Strategie

Die Omiser Piraten gingen sehr professionell vor. Von ihrer Festung Fortica Starigrad auf dem Berg konnten sie schon früh sehen, wenn sich ein Schiff der Stadt näherte. Alsdann machten sich die Piraten auf dem Fluss bereit für den Überfall. Dazu nutzten sie nicht irgendwelche Boote, sondern ganz spezielle: Die sogenannten omiske strijele (gespr. Omischke strijäle, „strijele“ bedeutet soviel wie Pfeil) waren schnelle Ruderboote mit wenig Tiefgang, so dass sie tatsächlich wie Pfeile übers Wasser zischen konnten. Außerdem hatte jedes Boot eine Klappbrücke, die man in Windeseile auf das Schiff klappen konnte, das man kapern wollte – und ebenso schnell klappte man nach erfolgreichem Beutezug die Brücke wieder zurück. Sollte dann doch eines der Opferschiffe versuchen, den Piraten und ihrer Beute hinterherzujagen, dann war im Fluss Cetina Schluss: In das Flussbett hinein hatten die Piraten nämlich eine Unterwasserwand – kroatisch: mostina – gebaut, in der ein Tor nur die schmalen Piratenboote durchließ. Größere Schiffe passten nicht hindurch, das Tor schloss sich – und die Piraten konnten das gestoppte Schiff ein weiteres Mal angreifen, diesmal von den Ufern der Cetina!
 
 

Ruhm ohne Ehre

Die Piraten von Omis wurden bald zu den gefürchtetsten Feinden an der Adria – auch weil sie wirklich jeden angriffen, dessen Schiff lohnende Beute versprach. Wer an Omis gefahrlos vorbei segeln wollte, der musste eine hohe Abgabe für freie Seefahrt an die Stadt zahlen – oder aber die Piraten kamen. Und selbst vor dem Papst machten die Piraten nicht Halt: Als Papst Honorius auf dem Weg ins Heilige Land, nach Jerusalem, die Stadt Omis auf einem Kreuzritterschiff passieren wollte, wurde sein Schiff prompt gekapert. Was Papst Honorius derart wütend machte, dass er im Jahr 1221 die Einwohner aller Küstenstädte in Dalmatien aufforderte, für die Kirche in den Kampf gegen die Piraten zu ziehen. Honorius fand zwar genügend gläubige Kämpfer für seine Sache, aber die Piraten waren stärker: Er verlor den Kreuzzug.

Der letzte Kampf

Fast 60 Jahre später startete die römische Kirche einen zweiten Versuch, die Piraten zu schlagen – diesmal schafften es die Truppen der Venezianer, die Piraten empfindlich zu treffen. Worauf sich der damalige Fürst Kacic sofort absetzte. Vorbei war es dann mit dem Piratengeschäft aber immer noch nicht – allerdings bauten die klugen Omiser für eine piratenlose Zukunft vor und suchten sich neue Einnahmequellen durch Landwirtschaft und Fischerei.

Stadtentwicklung hinter Mauern

Im 15. Jahrhundert hatten die Italiener endgültig gewonnen – Venedig übernahm offiziell die Herrschaft über Omis. Die Stadt wurde zu einem militärischen Stützpunkt ausgebaut und erhielt dicke Wehrmauern. Die Stadt entwickelte sich innerhalb dieser Mauern – weil es nicht genug Platz gab, fehlt es an breiten Alleen und großen, prächtigen Häusern. Dafür entstand ein Gewirr enger Gassen, die zu zahlreichen kleinen Märkten führten – heute für Touristen ein wunderbarer Spaziergang!