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Cromedia macht Schule: Kroate trifft Tourist

Cromedia macht Schule: Willkommen zu unserem 40. Unterrichtspost „Wie werde ich ein echter Kroate“! Diesmal geht‘s um den Kroaten und den Touristen. Eine vielschichtige Beziehung – und eine, die (wie immer im Sommer) aktuell für einige Schlagzeilen gut ist.

„Kroatien-Horror: Urlauberin von Putzfrau verprügelt“ – na, das klingt doch so spannend, da will der Schlagzeilenliebhaber doch gleich weiterlesen, oder? Die Zeile stammt von „reisereporter.de“, wo die Geschichte einer Split-Touristin erzählt wird, die angeblich eine halbe Stunde zu spät aus ihrem Hostelzimmer auscheckte, angeblich deshalb mehr zahlen sollte und angeblich nach ihrer Weigerung von der Putzfrau mit einer Metallstange krankenhausreif geschlagen wurde.

Wir könnten jetzt schreiben: tja, kann passieren (der echte Kroate würde entweder die Achseln zucken oder ein paar Kraftausdrücke zum Thema versuchte Zechprellerei anbringen). Aber wir wollen es uns nicht so leicht machen. Denn: Der echte Kroate ist im Sommer immer öfter hauptberuflich Vermieter einer – lizensierten oder nicht lizensierten – Unterkunft. Warum? Weil es Geld bringt, und im Vergleich zu etwa Deutschland werden Kroaten in ihren Jobs derart schlecht bezahlt, dass sie jede Gelegenheit ergreifen, um ein paar Kuna dazu zu verdienen. Im Tourismusgeschäft zum Beispiel, dem mit Abstand stärksten Wirtschaftszweig des Landes.

Nun ist der Umgang mit Gästen nicht jedermanns Sache. Und manche Gäste hätte man lieber nie zu Gast gehabt. Und Grobiane gibt‘s überall auf der Welt – und geschlechtsübergreifend. Wenn also eine Putzfrau mit der Metallstange schlägt, hat das nichts mit Kroatien, sondern mit dieser Putzfrau zu tun – und, möglicherweise, mit ihren Gästen.

Gerade diese Woche berichteten wir über die 47-jährige Britin, die vom Kreuzfahrtschiff über Bord sprang und in einer mehrere Hunderttausend Euro teuren Rettungsaktion (ein Flugzeug und drei Schiffe waren beteiligt) aus der Adria gefischt wurde. Wer zahlt das? Kroatien – nicht die Touristin.

Szenenwechsel. Ein später Abend in Split. Vier englisch sprechende Touristinnen sitzen eine Stunde in einer Bar, bestellen vier Cidre, von denen nur einer gezahlt und die anderen zurückgewiesen werden („They taste horrible – die schmecken grässlich!“, sagt eine Touristin). Der Kellner kassiert die Getränke ein, putzt den Tisch, als die Tussen endlich abziehen, und seufzt.

Es ist dieses „Hoffentlich ist bald November“-Seufzen. Dieses „Ich hab die Touris satt“-Seufzen. Ein Seufzen, dass nur versteht, wer zu Hause ist in einer Touri-Stadt.

Der echte Kroate liebt sein Land und somit jeden, der es auch liebt, geniesst und – klar – bezahlt. Aber der echte Kroate steht gerade in der Hochsaison oft vor der Frage, ob er zu Verwandten ins Hinterland auswandert, um den Tourimassen zu entgehen, oder ob er nach dem „Augen zu und durch“-Prinzip sein Leben, das nun mal an der Küste spielt, trotzig weiterlebt – oder ob er es mit Abzocke probiert.

Meine Erfahrung: Das alles kommt vor. Natürlich schrauben die Uber-Fahrer im Sommer am Meer Kroatiens ihre Preise höher. Und viele Einheimische fliehen vor den Gästen, von denen sich nicht wenige schlecht verhalten. ABER: Der echte Kroate liest und lebt zwischen den reisserischen Schlagzeilen – was auch der echte, also Respekt und Fairness zeigende Tourist tun sollte. Heisst konkret: Trinkgeld nicht vergessen, die Worte „molim“ (Bitte) und „hvala“ (Danke) parat haben und das Land nicht als Kulissenzauber für den Ego-Urlaub missbrauchen. Kein Land hat das verdient.

Und: Wer Cidre nicht mag, soll „pivo“ (Bier) bestellen. Und bezahlen. Hvala!

(Foto: Pixabay)

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