Cromedia macht Schule: Willkommen zu unserem 58. Unterrichtspost “Wie werde ich ein echter Kroate?” – diesmal geht’s ums jaje … das Ei auf kroatisch.
Der typische Kroate liebt Traditionen. Und zwar seine! Die unterscheiden sich in Bezug auf christliche Feste nur in wenigen Details von den Traditionen anderer Länder – aber auf die Details kommt’s ja mitunter an.
Und bei den Eiern, also den Ostereiern, gibt sich Kroatien große Mühe, besonders zu sein. Zumindest einige Kroaten tun das – und finden sich mit ihrer kunstvollen Eier-Kreation denn auch alle Jahre wieder vor Ostern in den kroatischen Medien.
Die Kunst: Ein absoluter Ostereier-Star ist Vera Trojan. Sie ist mittlerweile 80 Jahre alt – aber Ostereier kreiert sie noch immer. Die Dame aus Sibenik (gespr. Schibenik) in Dalmatien gilt als eine der Koryphäen, was die kroatische Eierkunst angeht. Sie bearbeitet die Hühnerfrucht mit Farblack, Häkchen (für Perlen und anderes Gedöns), Kies und diversen anderen Materialien. Mit unendlich scheinender Liebe zum Detail bestückt sie das Ei, bis es ein Kleinod ist. Vier Stunden gehen für ein Osterei von Vera Trojan drauf – das Ergebnis ist ein zerbrechlicher Schatz.
Das Spiel: Kicken? Naravno!!! Natürlich auf kroatisch. Das Eierkicken ist in Deutschland das Spaßigste zum Osterfest – und im wettbewerbsverrückten Hrvatska ebenso. Selbstverständlich gibt es auch in Kroatien immer wieder Nicht-verlieren-Könner, die ein Gipsei in den Wettbewerb schmuggeln, um auch ja den Sieg davonzutragen … aber in der Regel geht das Eierkicken fair zu. Speziell an der Adria gibt es sogar öffentliche Eierkicker-Wettkämpfe!
Verstecken: Wie – die Deutschen verstecken Schokoeier? Wer das Kroaten erzählt, erntet meist erstaunte Gesichter. Erst mühsam Verstecke suchen, dann mühsam suchen – diese Mühe macht sich in Hrvatska kein Mensch. Wozu? Die Schokoeier kommen auf den Tisch, wo jeder zugreift – große und kleine Kroaten
Ritzen: Klar gibt es in Hrvatska auch die gefärbten Supermarkt-Ostereier. Wer aber etwas auf sich hält, der pflegt die typisch slawische Tradition des Eierritzens. Da kommt auch Farbe ins Spiel – aber erst als zweiter Schritt: Zunächst wird mit einem ganz feinen Messer ein Muster in die Eierschale geritzt. Dann wird das Ei mit Ameisensäure bepinselt – die geritzten Muster leuchten hell im orangen Rest. Auch schön – und sympathischer vom Material her: das Wachsritzen. Da wird das Ei mit heißem Wachs übergossen, hernach wird mustergültig geritzt, dann wird das Ei in Farbe getunkt – und dann bricht man die Wachshülle ab. Zum Vorschein kommt ein Ei, das – naja, nicht so wahnsinnig kunstvoll ist wie die von Vera Trojan, aber allemal ein Hingucker ist.
(Foto: Pixabay)